Der Roman „Die Teufelin und ihr Kuckuck“ von Luzi van
Gisteren spielt im schönen Schwarzwald. Es geht um Bernhard, der ein Leben in
den Fängen seiner Mutter Hermine Stöckle führt. Dies stört ihn so lange nicht,
bis er feststellen muss, dass die Welt, so wie er sie kennt, auch noch andere
Frauen bereithält, als seine egozentrische und bestimmende Mutter. Und es ist
ja nicht so, als wenn Bernhard sich nur mit seiner Mutter rumschlagen muss –
nein! Da ist auch noch Bernhards Chef Herr Wunderdinger, der alles andere als
ein erträglicher Mensch ist… Aber: Jeder bekommt im Leben seine gerechte Strafe
– und das bekommen sowohl Herr Wunderdinger als auch Hermine Stöckle jäh zu
spüren…
Sprachlich ist der Roman wirklich klasse. Das Buch ist
flüssig und verständlich geschrieben und es macht einfach Spaß, das Buch zu
lesen.
Charaktere:
Die Charaktere haben mir – was die pure Gestaltung angeht
– sehr gut gefallen. Damit meine ich, dass die Figuren in sich schlüssig und
detailliert gestaltet sind. Allerdings kann ich noch lange nicht sagen, dass
ich alle Charaktere ins Herz geschlossen habe!
Hermine Stöckle ist so ein Mensch, den die Welt einfach
nicht braucht. Ekelhaft selbstgerecht verlangt sie, dass jeder in ihrer
Umgebung – und auch alle, die nicht in ihrer Umgebung sind – hochspringen, wenn
sie „Hopp“ sagt. Außerdem hat sie Feingefühl wie eine Kettensäge und stößt ihre
Mitmenschen immer wieder brutal vor den Kopf, weswegen ich sie schlicht und
einfach nicht leiden konnte…
Bernhard ist der Protagonist der Story. Er stellt im
Verlauf des Buches fest, dass er sich doch viel zu lang hat von seiner Mutter
unter deren Pantoffel stellen lassen und nimmt sein Leben doch zusehends mehr
selber in die Hand. Diese Veränderung wurde von der Autorin hervorragend
herausgestellt. Ich muss zugeben, dass er mir zu Anfang einfach nur leidtat,
was sich aber im Verlauf des Buches sehr zum Positiven verändert hat.
Bei Susanne bin ich ein bisschen hin und her gerissen.
Sie macht einen ganz netten, leider aber auch oberflächlichen Eindruck. Im
Verlauf des Buches zeigt sich aber auch, dass sie einen Sinn für Gerechtigkeit
hat, wenn auch Selbstjustiz vielleicht nicht der richtige Weg dorthin ist.
Zu guter Letzt komme ich zu Herrn Wunderdinger. Dazu kann
ich kaum was sagen… So ein Chef wäre für mich ein Grund zu kündigen und mir
einen anderen Job zu suchen. Der Typ ist einer jener fiesen Chefs, die seinen
Mitarbeitern immer und bei jeder Gelegenheit zu verstehen geben, dass Chefs
sich eben einfach nahezu alles erlauben können und einfach gerne ihre Macht
demonstrieren – und sei es eben nur mit Tankgutscheinen für einen Mitarbeiter
ohne Auto.
Handlung:
Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich. Außerdem
hat es mir sehr gut gefallen, dass irgendwie am Ende doch alles anders kommt,
als es zunächst den Anschein hatte. Überzeugt hat mich, dass die Handlung trotz
der Überraschenden Wendung nicht „zurechtgebogen“ wirkt. Das hat die Autorin
sehr gekonnt und geschickt eingefädelt und dargestellt.
Humor:
Die immer wieder eingeschobenen Gedanken der Figuren
geben dem Roman das gewisse Etwas. Häufig kann man über die Gedanken sehr gut
schmunzeln. Auch die Erzählweise der Autorin lädt dann und wann zum Lachen ein,
ohne aus dem Buch eine niveaulose Komödie zu machen. Trotz des Humor-Faktors
bleibt der Ernst der Lage, in der sich Bernhard, und später auch Susanne und
Herr Wunderdinger, befinden, immer präsent.
Fazit:
Sehr gelungener Schwarzwald-Roman, bei dem man hin und
wieder schmunzeln muss, aber auch dann und wann die Hände über dem Kopf
zusammenschlägt, weil die Figuren einfach sind, wie sie sind. Und vor allem ist
es durchaus nicht ausgeschlossen, dass man solchen Menschen im wahren Leben –
zum Beispiel an der Infotheke eines Baumarktes – begegnen könnte – auch wenn
man das nicht unbedingt in allen Fällen wollen wird.
Das Thema, nämlich der unselbständige erwachsene
Bernhard, der sich immer im Netz seiner Mutter verheddert, ist sogar aktuell,
wenn man mal überlegt, wie viele Menschen in der heutigen Gesellschaft noch mit
Muttern und Vattern unter einem Dach leben – wenn es auch nur ein
Mehrgenerationen-Haus ist.
Und dann ist da noch zu sagen, dass die Geschichte zweier
Figuren durchaus noch weiter erzählt werden könnte… Ich bin mal gespannt, ob
ich nochmal etwas von Susanne oder Bernhard höre… Uninteressant fände ich eine
Fortsetzung jedenfalls nicht…